Traumapädagogik und Jugendhilfe

»Es geht nicht darum,
was auch immer zu ändern,
sondern an nichts festzuhalten
und die Augen
sowie das Herz zu öffnen.«

 

Jack Kornfield
Traumapädagogik und Jugendhilfe
 
Obwohl in der Sozialen Arbeit und der Kinder- und Jugendhilfe häufig Menschen mit hohen Belastungen, komplexen Traumatisierungen und/oder hoch unsicherem Bindungsverhalten betreut werden, wurde »Heilung« oder Besserung bisher an dieser Stelle einzig einer schwer erreichbaren intensiven oder medizinisch-psychologischen Hilfemaßnahme (wie z.B. Therapie/stationäre Intensivangebote) zugetraut und dort verortet. Traumasensitive Ansätze bieten an dieser Stelle Interventionsmöglichkeiten für ein handlungsorientiertes Verstehen im pädagogischen und alltäglichen Kontext.

 

Da Betroffene meist schwere biografische »Wunden« durch Misshandlung, Gewalt und Vernachlässigung tragen, und entsprechende Bewältigungsstrategien ausgeprägt haben, stehen die (sozial)pädagogischen Handlungsfelder oft im Spannungsfeld einer augenscheinlich besonders auffälligen Zielgruppe und vermeintlich minimalen Interventionsmöglichkeiten. Häufig scheint weder ausreichend Zeit noch Möglichkeit vorhanden, um deren Persönlichkeit angemessen zu entwickeln, oder es scheint, als würden Interventionen nicht greifen und Botschaften nicht wirken. Lerntheoretische Modelle sind »außer Kraft« gesetzt.

 

In der pädagogischen und Sozialen Arbeit prädestiniert dies zusätzlich die Fachkräfte für die Wirkung hoher »Stressoren« in der Arbeit: Sie sind besonderen Anforderungen ausgesetzt und die Arbeit mit traumatisierten Menschen hinterlässt vielfach symptomhaft auch Spuren in den professionellen Systemen.

 

Die recht junge Disziplin der »Traumapädagogik« bietet – basierend auf den neuen Forschungsergebnissen der Psychotraumatologie, Hirn- und Bindungsforschung – eine Fülle neuer Erkenntnisse, die hier fachliche Hilfe geben können und die Pädagogik und Sozialarbeit mit Aspekten aus Medizin, Psychiatrie und Psychologie ergänzen. Zudem ermöglichen sie den Zugang zu einem umfassenderen Fallverstehen. Dabei können die oft schwer auszuhaltenden und schwer verständlichen Symptome und Bewältigungsstrategien der Adressat*innen im Sinne von Ressourcen und Stärken als »sinnhafter« verstanden werden und somit die praktische Unterstützung des/der Einzelnen individuell wirksamer gestaltet werden, gerade auch im Hinblick auf die alltägliche Beziehungs- und Handlungsebene.

»Everyone you meet
is fighting a battle
you know nothing about.
Be kind.
Always.«

 

frei nach Ian Maclaren

Manuela Grötschel

 
Jahrgang 1972
Dipl. Pädagogin
Zulassung Psychotherapie nach HPG
Traumapädagogin/Traumafachberaterin
Kinderschutzfachkraft
 
● Beendigung des Universitätsstudiums Erziehungswissenschaft, Essen 1998
● Zulassung Psychotherapie nach HPG, Essen 1998/2jährige therapeutische Fortbildung, Frankfurt
● Einzelfallhilfe, Projektleitung Jugendhilfe, Essen 1998-2001
● Notschlafstelle für Jugendliche mit dem Lebensmittelpunkt »Straße«, Essen 2001 – als Einrichtungsleitung seit 2003–2021
● Pädagogisches Arbeiten mit Pferden, selbstständig seit 2002 
● Freiberufliche Tätigkeit seit 2006 als Dozentin für verschiedene Träger Sozialer Arbeit und Weiterbildungsinstitute
● Lehraufträge „Soziale Arbeit“ seit 2006: Universität Duisburg-Essen, Hochschule Neubrandenburg, Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf, IU Essen
● Mitgliedschaft im »bundesweiten Bündnis für Straßenkinder in Deutschland«, Tätigkeit in Beirat und Vorstand seit Gründung, Dresden 2009
● Fortbildung »Systemische Gesprächsführung für klientenzentrierte Lösungsansätze«, Essen 2010
● Abschluss »Traumapädagogik und traumazentrierte Fachberatung« (DeGPT/FV TP) bei Hedi Gies, Institut Trauma und Pädagogik, Mechernich 2012
● Mitgliedschaft DBSH und Fachverband Traumapädagogik, seit 2012
● Fortbildung »Grundlagen in der Arbeit mit Hoch-Risiko-Klientel«, Dr. Menno Baumann, Aurich 2012/2013
● Fortbildung »Achtsamkeit und Selbstfürsorge«, Gerhilt Haak, La Montagne (F) seit 2012
● Fortbildung »Burn-Out Prophylaxe und Sekundärtraumatisierung«, Michaela Huber, Essen und Köln 2014
● Spezialisierte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, Duisburg seit 2021
● Zertifizierte Kinderschutzfachkraft (IseF), Mülheim 2022
● Veröffentlichung zahlreicher Artikel und Buchbeiträge zum Thema „Jugendliche mit dem Lebensmittelpunkt Straße“, u.a.:
Steckelberg, C./Grötschel, M. (2018): Freiwilligkeit, Selbstbestimmung, Verlässlichkeit - Perspektiven niederschwelliger Jugendhilfe für junge Menschen in besonderen Lebenslagen. In: Stehr, Johannes/Anhorn, Roland/Rathgeb, Kerstin (Hrsg.): Konflikt als Verhältnis – Konflikt als Verhalten - Konflikt als Widerstand. Wiesbaden: Springer VS, S. 347–357.
 

Haltung

Mein Ziel ist es, ein achtsames und nicht-wertendes Verständnis zu entwickeln: Hinter jeder Handlung steht für den oder die Betreffende immer ein guter Grund.
Im weiteren Sinne verstehe ich mich und meine Herangehensweise an das Thema „Traumatisierung“ auch »politisch«. Ähnlich wie Michaela Huber formuliert, sie mache sich » (...) nicht zum Komplizen der schlechten Verhältnisse«, geht es mir um eine Betrachtungsweise, die sich auch mit den Hintergründen und Umständen, aus denen Traumata resultieren, befasst. Es geht um eine »Enttabuisierung« von Gewalt, Machtgefälle und gewaltbegünstigenden Strukturen und um die Idee von einer Gesellschaft, die für Veränderung, Diversität und Reflektion offen ist.
Meine Arbeit ist solidarisch und versteht sich auch als Lobbyarbeit für Betroffene und ihre Erfahrungen. Ich verdanke ihnen viel von meinem Wissen und Verstehen für das eigene Leben. Ein besonderer Fokus bleibt dabei auf die Adressat*innen der sozialen und der niedrigschwelligen Arbeitsbereiche gerichtet. In diesen Bereichen habe ich meine längsten und intensivsten Erfahrungen gesammelt und viel über das Überleben unter extremen Bedingungen und seine Folgen gelernt. Dennoch wissen die hier tätigen Professionen und die Zielgruppe häufig am wenigsten darüber, was sie bereits bewältigt haben und über welch ungewöhnliche Stärken sie verfügen.

»Das Selbstvertrauen ist eng
verbunden mit der Übereinstimmung
zwischen unserer Wahrnehmung
und der Wirklichkeit.«

 

Matthieu Ricard

Angebote

 
Beratungen und Fortbildungen für Einzelpersonen, Fachteams und Professionelle im Rahmen von Inhouse-Schulungen und als Referentin zu folgenden Themen:
● Theoretische Grundlagen zum Begriff »Psychotraumata«, Phänomene und Konsequenzen unter besonderer Berücksichtigung komplexer Traumatisierungen/Bindungsverletzungen und transgenerationaler Weitergabe von Trauma
● Grundlagen »Traumapädagogik« – Theorie und Methoden
● Abwehrmechanismen und Überlebensstrategien nach erlebten Traumatisierungen
● Grundlagen der Traumaarbeit in der niedrigschwelligen sozialpädagogischen Praxis/was bedeutet eine »traumasensible Haltung« konzeptionell?
● Sekundärtraumatisierung, Burn Out  und Traumadynamik – Die »Spuren« von Traumaarbeit im professionellen System
● Ressourcenorientiertes Arbeiten und Methoden
● »Systemsprenger» in der Jugendhilfe/Kinder und Jugendliche mit dem Lebensmittelpunkt »Straße«
● Verstehende Diagnostik für Kinder und Jugendliche mit komplexem Hilfebedarf und Konsequenzen in der Jugendhilfeplanung
● Achtsamkeit und Trauma
● Dissoziation/DIS
● Soziale Arbeit mit traumatisierten Menschen
● Grundlagen „Trauma und Flucht“
● Konzeptionelle Beratung von Einrichtungen und Institutionen
● Organisationsgrundlagen für traumasensibles Arbeiten
● Sexualisierte und genderbezogene Gewalt
● Sexualisierte Gewalt im digitalen Raum
 
Sowie
● Workshops mit Betroffenen zum Selbstverstehen
● Traumapädagogische Fallbegleitung, Diagnostik und Beratung
 
Sprechen Sie mich gerne zu weiteren gewünschten Themen und Settings an.